Europäisches Bündnis formiert sich zum Protest bei Immobilienmesse MIPIM

Das im letzten Jahr gebildete „Europäische Aktionsbündnis für das Recht auf Wohnen und die Stadt“ ruft zu einer Reihe von Aktivitäten auf, die sich mit Auseinandersetzungen in den Städten der Rhein-Ruhr-Region treffen. Im Zentrum sthet die internationale Immobilienmesse MIPIM, bei der sich Mitte März nicht zuletzt auch die großen “Finanzvermieter” des Ruhrgebiets treffen werden.


Tausende von VertreterInnen der globalen Immobilien- und Finanzwirtschaft, ihrer Dienstleister, Berater und Medien werden sich in Cannes für ein paar Tage gegen Eintrittspreise ab 1400 Euro ein exklusives Stelldichein geben. Sie werden mit ihren Erfolgen bei der Durchsetzung von Gentrifizierungsprojekten prahlen, ihre neuesten Anlagemodelle anpreisen, neue Märkte in Russland, Brasilien und der Türkei hypen und den ein oder anderen Deal unter sich oder mit den ebenfalls zahlreich anreisenden Stadtverwaltungen einstielen.

Mit dabei sind auch wieder viele „gute Bekannte“ aus den Wohnungskämpfen und städtischen Auseinandersetzungen an Rhein und Ruhr. Dazu gehören z.B. unsere börsennotierten Großvermieter Deutsche Annington, LEG NRW,  Immeo (über die französischen  Konzernmutter FdR), Patrizia,  Grand City und der Abwickler einiger Pleitefirmen BGP.  Bekannte „Entwickler“ unsrer Innenstädte wie ECE (Malls), Bouwfonds fehlen ebenso wenig wie große Wohnungsverwalter (Treureal, Hermes), der Antikraak-Multi Camelot und die gesamte immobilienorientierte Finanzwelt von Deutsche Bank und Goldman Sachs bis zur Stadtsparkasse Düsseldorf. Von den Städten der Region werden Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Köln und Neuss beim großen Stelldichein der Stadtvermarkter dabei sein.

Zum ersten Mal nach 25 Jahren wird ihre Show in Cannes nicht ganz und gar ungestört verlaufen. Die FreundInnen von der französischen Obdachlosenorganisation „Droit au Logement“ (bekannt für ihre strategischen Hausbesetzungen und direkten Aktionen) bereiten zusammen mit Gruppen wie Attac und dem neuen „Europäischen Aktionsbündnis“  einen kleinen Gegengipfel vor, bei dem über die Machenschaften der Immobilienwirtschaft in den europäischen Städten öffentlichkeitswirksam berichtet werden soll.  Zugleich werden in einigen europäischen Städten (Dublin. Lissabon, London…) dezentrale Protestaktionen geplant.
Auch im Rhein-Ruhr-Gebiet gibt es dazu Überlegungen.

Die extremsten Auswirkungen des Immobilienkapitalismus sind Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Durch die Privatisierung und Kontrolle des öffentlichen Raums wird den Betroffenen zusätzlich das Leben schwer gemacht. Die Angriffe gegen den öffentlichen Raum richten sich aber auch gegen die Demokratie. Bei der „Gefahrenzone“ in Hamburg haben wir jüngst besonders extreme Auswüchse erlebt. Noch extremer geht es allerdings in Ungarn zu, wo das Parlament im letzten Jahr gegen internationale Proteste ein Gesetz erlassen hat, dass Obdachlose in bestimmten touristischen Denkmalschutzgebieten unter Strafe stellt.

Dagegen richtet sich ein Aufruf der ungarischen Organisation „Städte für alle“ zu europäischen Soli-Aktionen zwischen dem 13. und 15. Februar, – am besten vor ungarischen Botschaften und Konsulaten.

–> Aktion in Essen